Biologie der Garnelen & Krebse


Immunbiologie

Symptome einer Rost-/Brandfleckenkrankheit. Ist das Immunsystem zu sehr geschwächt, können die Antigene nicht mehr greifen. Foto: Ines Schröder
Symptome einer Rost-/Brandfleckenkrankheit. Ist das Immunsystem zu sehr geschwächt, können die Antigene nicht mehr greifen. Foto: Ines Schröder

Durch das Immunsystem verfügen Garnelen über eine hochwirksame Funktion zur Abwehr körperlicher Bedrohungen und sind – genauso wie andere Organismen auch – in der Lage, eingedrungene Erreger zu erkennen und diese durch die Gegenwehr des Immunsystems unschädlich zu machen. Die Leistung des Immunsystems ist jedoch von vielen Faktoren abhängig. So haben vor allem die Art und die Eigenschaften eines Krankheitserregers (bspw. wie leicht dieser übertragen werden kann) als auch der körperliche Allgemeinzustand des Organismus einen großen Einfluss auf die Infektionsabwehr. Neben krankheitserregenden Umweltbedingungen wie Parasiten, Wasser-werte, Temperatur, Salinität oder Keimzahl entscheiden vor allem die körpereigenen Abwehrmechanismen, das Immunsystem, über den Ausbruch einer Krankheit. Wenn das Immunsystem nun gestört ist und somit die Immunreaktion der Garnele bei Kontakt mit Krankheitserregern oder Fremdstoffen unzurei- chend ist oder ganz fehlt, sind diese anfälliger für Infekte.

 

Abwehrsysteme


Für die Infektionsabwehr stehen den Garnelen prinzipiell zwei Abwehrsysteme zur Verfügung: Die angeborene (unspezifische) Abwehr, die Resistenz und die erworbene (spezifische) Abwehr, die Immunität. Untersuchungen zeigten, dass ca. 90 % der Infektionen durch die angeborene Abwehr erkannt und diese erfolgreich bekämpft werden können. Ohne dieses Abwehrsystem wären Garnelen ebenso den schädlichen Einflüssen ihrer Umwelt schutzlos ausgesetzt wie gesundheitsbedrohlichen Veränderungen im Inneren des Körpers. Zur Resistenz gehören alle angeborenen, nicht gezielt gegen eine Vielzahl von Krankheitserregern gerichteten und ständig aktiven Abwehrmechanismen. Die Resistenz wird wiederum in absolute und relative Resistenz eingeteilt. Als absolute Resistenz bezeichnet man die angeborene natürliche Widerstandskraft gegen einen ganz bestimmten Krankheitserreger. Die relative Resistenz kommt durch passive und aktive Resistenzfaktoren zustande. Zu den passiven Resistenzfaktoren zählen zum Beispiel der Aufbau, die natürlichen Eigenschaften und die Struktur  eines  Organismus.  Mit  deren  Hilfen

Verletzungen am Panzer, wie bei dieser Amano-Garnele, bieten Pilz- und Bakteriensporen eine geeignete Eintritsstelle. Eine unterstützende Behandlung mit Seemandelbaumblättern oder deren Extrakt ist sinnvoll um das Immunsystem zu unterstützen.
Verletzungen am Panzer, wie bei dieser Amano-Garnele, bieten Pilz- und Bakteriensporen eine geeignete Eintritsstelle. Eine unterstützende Behandlung mit Seemandelbaumblättern oder deren Extrakt ist sinnvoll um das Immunsystem zu unterstützen.

werden Krankheitserreger am Eintritt und an der Verbreitung im Garnelenorganismus gehindert, durch Sekretfluss mechanisch beseitigt oder durch Sekrete oder Exkrete ungezielt bekämpft. Im Fall einer Verletzung, wenn fremde Partikel in die Leibeshöhle eingedrungen sind und die absolute Resistenz im Vorfeld versagt hat, greift die aktive Resistenz.

 

Abwehrmechanismen


Zu den wichtigsten Abwehrmechanismen zählen die sogenannten Phagozyten (aktive Resistenz), die sich frei beweglich in der Körperfüssigkeit sowie festsitzend in verschiedenen Organen wie Kiemen und dem Endabschnitt des Verdauungstrakts befinden. Phagozyten sind sogenannte Fresszellen, die belebte oder unbelebte Gewebe oder andere Teile aufnehmen und verdauen. Gewebeteile, Fremdkörper, Bakterien und andere Mikroorganismen werden umschlossen und in engem Kontakt zu den Blutzellen mit Hilfe antimikrobieller und zytotoxischer Substanzen unschädlich gemacht und abgebaut, um eine weitere Verbreitung im Körper zu verhindern. Wenn die angeborenen Abwehrmechanismen (die Resistenz) eine Ausbreitung der Krankheitserreger im Organismus nicht verhindern konnten, werden die erworbenen Abwehrmechanismen (die Immunität) aktiv und bilden Antigene. Zur Immunität zählt man alle erworbenen und gezielte gegen ganz bestimmte Krankheitserreger gerichteten Abwehrmecha-nismen. Als Antigene werden Stoffe bezeichnet, die eine Immunreaktion im Körper auslösen können. Hierbei handelt es sich überwiegend um kleinste Strukturen von krankheitserregenden Mikroorganismen wie Bestandteile von Bakterien oder pflanzlichen und tierischen Giften. Antigene sind meist Eiweiße. Es können aber auch Nukleinsäuren (Träger der Erbinformation von Organismen), Lipoproteine (Verbindungen aus Fett und Eiweiß), Glykoproteine (Verbindungen aus Zuckern und Eiweiß) oder Mehrfachzucker (Polysaccharide) sein, die eine Immunreaktion auslösen können. Allerdings müssen erst verschiedene Voraussetzungen, wie eine bestimmte Größe oder ein komplexer oder starrer Aufbau erfüllt werden, um antigen wirken zu können. Jene Antigene, die auf den eigenen Körperzellen der Garnelen vorkommen, erkennt das Immunsystem als eigene Antigene. Alle Antigene, die nicht natürlicherweise im Körper vorkommen, betrachtet das Immunsystem als fremd und reagiert auf sie unter anderem mit der Produktion von Abwehrstoffen (Antikörpern) um so zu versuchen fremde Organismen abzustoßen. Ist das Immunsystem durch (anfangs erwähnte) krankheitserregende Umweltbedingungen zu sehr geschwächt, können schlimmstenfalls auch die Antigene nicht mehr greifen. Die Krankheitserreger vermehren sich fast ungehindert und es kommt zum Krankheitsausbruch.




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