Ethologie - Verhaltenswissenschaft


Täuschung

Mit der großen Schere machen die Männchen ruckartige auffällige Bewegungen. Diese dienen zur Revierabgrenzung und zum Anlocken der Weibchen. Foto: © dr322 - Fotolia.com
Mit der großen Schere machen die Männchen ruckartige auffällige Bewegungen. Diese dienen zur Revierabgrenzung und zum Anlocken der Weibchen. Foto: © dr322 - Fotolia.com

Winkerkrabben-Männchen beeindrucken ihre Artgenossen, indem sie ihnen manchmal mit großen Scheren drohen: Aber sie muss längst nicht so gefährlich sein, wie sie aussieht. Die Schere, die männliche Winkerkrabben ihren Kontrahenten entgegen halten, kann nämlich auch nur eine Attrappe sein, haben australische Forscher herausgefunden. Auch Weibchen fallen auf diese Attrappe herein. Dumm nur, wenn es zum Kampf kommt - denn dann hilft die Leichtbau-Schere nicht viel weiter.

Simon Lailvaux und seine Kollegen von der Universität in New South Wales berichten in der Fachzeitschrift " Functional Ecology", dass männliche Winkerkrabben nach Verlust der großen Schere ein Scherenimitat nachwachsen kann. Diese neue Schere sieht zwar groß und furchteinflößend aus, ist aber viel zu schwach, um als Waffe zu dienen.

Dennoch haben die Krabben mit diesem Bluff Erfolg: Sie können damit Kontrahenten vertreiben. Und auch bei weiblichen Tieren sind sie damit im Vorteil. Winkerkrabben Männchen verfügen über eine besonders stark ausgeprägte Schere, die sie für Kämpfe mit anderen Männchen und für die Brautwerbung einsetzen. Der Name dieser Krabben rührt von ihrem Werbeverhalten: Die Männchen winken den Weibchen mit ihrer großen Schere zu, um diese zu beeindrucken. Verlieren die Männchen beim Kampf ihre Schere,  so wächst eine neue nach. Bei den meisten Krabbenarten ist die nachgewachsene Schere identisch zu dem verlorenen Kampfwerkzeug. Manche Sorten dieser Krabben bilden jedoch ein Leichtbauimitat  aus.  Das  Nachwachsen  einer  solchen

Bei einem direkten Kampf wie im Video würde eine Leichtbauschere nicht viel weiterhelfen. Video: DevilD07

 

neuen Scherenattrappe kostet ein verletztes Männchen viel weniger Energie als die Ausbildung einer intakten, funktionierenden Schere. Mit dieser Attrappe kann das Männchen Rivalen abschrecken, da diese ein Imitat nicht von einer gefährlichen, starken Zange unterscheiden können. Die Wissenschaftler beurteilten die Leistungsfähigkeit originaler und nachgewachsener Scheren von Winkerkrabben, indem sie Größe und Zugkraft der Krabbenwerkzeuge untersuchten. Während bei originalen Zangen die Größe des Greifwerkzeuges ein guter Indikator für die eigentliche Kraft der Krabbe ist, gibt die Größe der nachgewachsenen Attrappe keinen Aufschluss über die Kampffertigkeiten eines Männchens. Oftmals lassen sich Gegner von der Größe des Zangenimitats abschrecken, ohne dass es zu einem Kampf kommt. Manchmal aber geht die Strategie nicht auf. Lässt sich ein Kontrahent nicht einschüchtern, stehen die Chancen für die unehrliche Krabbe schlecht, den Kampf zu gewinnen. Dennoch ist dieses Bluffen im Tierreich eher selten, berichten die Forscher. Von: Jens Lubbadeh lub/ddp Quelle: Spiegel Online




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