Krankheiten bei Garnelen - Aquaristik


Saugwürmer, Scutariella und Co.

Saugwürmer, Scutariella, Temnocephalidae,
Scutariella-Befall im Bereich der Antennenpaare. Foto: Michael Hoffmann

Es gibt eine große Anzahl von Metazoen (vielzellige Parasiten), die Süßwassergarnelen befallen. Zu den häufigsten Parasiten zählen Digenea (Saugwürmer), Cestodes (Bandwür- mer), Scutariella (Strudelwürmer), Nematoden (Rundwürmer) und Ancylostomatidae (Haken- würmer) sowie unterschiedliche Blutegelarten. Bei den Metazoenparasiten unterscheidet man weiterhin zwischen kommensalen Organismen, die ohne einander zu schaden noch zu nützen zusammenleben, und echten Parasiten, die sich vom Wirt ernähren oder diesen zu Fortpflan- zungszwecken befallen. Ein geringer Metazoen-Befall hat kaum Auswirkungen auf die Gesund- heit der Crustaceen. Tritt der Parasit jedoch in einer enormen Anzahl auf, so kann er die Organfunktionen beträchtlich schädigen und einschränken, was bis zum Tod führen kann.

 

Scutariella


Saugwurmeier,  White Pearl Garnele, Scutariella
Eier von Scutariella sp. auf den Kiemenlamellen einer White Pearl-Garnele, Neocaridina cf. zhangjiajien- sis „White“. Foto: Malte Witt

Sehr oft kommen bei Zwwerggarnele, hier übberwiegend bei Neocaridina Arten, Würmer der Gattung Scutariella vor, die kommensalisch auf Höhlenkrebsen (Ga- maridae und Deca- poda) leben. Scuta- riella ist eine Gattung der Scutariellidea, es sind Strudelwürmer der Gruppe Temnocephaliade mit sieben Gattungen. Die bekanntesten Gattungen sind Scutariella und Phreatoicopsis. Scutariella ist ein europäischer Vertreter, Phreatoicopsis kommt in Australien vor. Die meisten europäischen Vertreter siedeln sich auf den Kiemen von Krebsen und Garnelen an. Einzig Scutariella didactyla siedelt auf Atyphera desmarestis. Scutariella leben auf Garnelen und Krebsen als kommensale Symbionten. Als kom- mensale Symbiose oder auch Kommensalismus wird jede Form des Zusammenlebens zweier artfremder Organismen bezeichnet, bei der nur eine Art einen Vorteil genießt, die andere aber keinen erkennbaren Nachteil erfährt. Haupt- nahrung der Scutarellidae ist die Hämolymphe (blutähnliche Flüssigkeit), wobei zuerst die Kiemen geschädigt werden. Untersuchungen von mit Scutariella befallenen Garnelen zeigten, dass diese Schäden an den Kiemen nicht lebensbedrohlich sind. Die Würmer stellen somit für Garnelen keine unmittelbar lebensbedroh- liche Gefahr dar, können jedoch in Zusammen- hang mit anderen Faktoren wie verschlechterter Wasserqualität oder einer Krankheit durchaus zu  einer  Schwächung  der  Garnele  beitragen.

Unklar ist jedoch, wie die Würmer die Kiemen beschädigen. Scutariella besitzen am vorderen Ende zwei fingerförmige, stark  innervierte, ausgezogene  Fortsätze.  Die Mundöffnung wird

Scutariell, Michael Wolfinger. Aqua-Tropica, Saugwurm Garnelen
Mikroskopische Vergröße- rung des Saugnapfs von Scutariella sp., mit dem sich die Tiere am Panzer der Garnelen festheften.

durch eine schmale Spalte zwischen den vorderen Tentakeln gebildet, die jedoch keine Haken oder ähnliches besitzen, um sich in die Kie- men zu fressen. Da- her nimmt man an, dass hier eine vom Wurm produzierte Verdauungsflüssigkeit zur Schädigung führt. Am hinte- ren Ende befindet sich die Haftscheibe, ein Saugnapf, mit dem sich die Würmer auf der Garnele oder außerhalb des Panzers festhalten und fortbewegen können.

 

Symptome


Bei genauem Hinsehen lassen lassen sich die Scutariella-Eier und Würmer auf den Kiemen deutlich erkennen. Foto: Malte Witt
Bei genauem Hinsehen lassen lassen sich die Scutariella-Eier und Würmer auf den Kiemen deutlich erkennen. Foto: Malte Witt

Die Würmer konnten bisher hauptsächlich auf Neocaridina-Arten nachgewiesen wer- den. Dort leben sie vornehmlich unter dem Panzer im Kopf- bereich und auf den Kiemen, wo sie auch ihre Eikapseln able- gen. Die Eier und Würmer sind unter dem Carapax und in den Kiemenhöhlen bei genauem Hinsehen teilweise mit bloßem Auge als steck- nadelgroße Punkte erkennbar. Außerhalb des Panzers können die Würmer wie kleine Gruppen weißer, beweglicher Büschel wirken, siehe Titel- foto ganz oben.

 

Video: Neocaridina mit Scutariella Befall.

 

Behandlung


Eine Behandlung ist mit Praziquantel oder prazi- quantelhaltigen Medikamenten (JBL Gyrodol oder Sera Tramazol) oder Esha gdex gut möglich. Die Behand- lung sollte nach einer Woche wiederholt werden, um auch die während der ersten Behandlung in der Eikapsel geschützten Würmer abzutöten. Praziquantel oder praziquantelhaltige Medika- mente wirken gegen Plattwürmer (Plathelmin- thes) sowie Bandwürmer (Bothriocephalus, Ces- toda), Strudelwürmer (Scutariella, Temnocepha-liaden), Kiemenwürmer (Dactylogyrus sp.) Haut- würmer (Gyrodactylus sp.), Saugwürmer und Rundwürmer (Trematoden), Hakenwürmer (Ne- matoden) sowie Krebsegel (Branchiobdella sp.)


Mikroskopbilder Scutarielle und Co.


Scutariella,  Saugwurm,
Scutariella unter dem Mikroskop, 250-fach vergrößert.
Scutariella sp. japonica, Michael Wolfinger
Nahaufnahme der Tentakel und Mundöffnung von Scutariella.
Hakenwürmer können mit ihren hakenartigen Zähnen massive Verletzungen im Garnelen- organismus verursachen.
Hakenwürmer können mit ihren hakenartigen Zähnen massive Verletzungen im Garnelen- organismus verursachen.

Weitere Symptombilder Scutariella


Scutariella sp. japonica, Saugwurm auf Garnele
Scutariella-Befall zeigt sich oft auf dem Kopfbereich...
Scutariella sp. japonica, Scuterjela, Wolfinger, Garnele Krank
...oder im Bereich auf den Antennenpaaren.
Scutariella, Eier, Kiemen, Kranke Garnele
Die Eier werden in den Kiemenlamellen abgelegt.



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