Krankheiten bei Garnelen - Aquaristik


Porzellankrankheit (Mikrosporiden) - Sporozoen

Glieder und Körper erscheinen im fortgeschrittenen Stadium der Porzellankrankheit glasig. Foto: Michael Wolfinger
Glieder und Körper erscheinen im fortgeschrittenen Stadium der Porzellankrankheit glasig. Foto: Michael Wolfinger

Mikrosporidien sind kleine, einzellige Parasiten mit ausschließlich intrazellulärer Vermehrung. Das heißt sie vermehren sich innerhalb einer Zelle. Mehr als 100 Arten sind bekannt, wovon die meisten pathogen (krankheitserregend) sind. Bei dem Erreger der Porzellankrankheit handelt es sich um den einzelligen Parasiten Namens Thelohania contejani, der in den Muskeln der Garnelen lebt. Dieser einzellige Parasit erreicht eine Größe von 1 bis 3 μm Microspora lebt in den Muskeln der Garnelen und ist durch Thelohania contejani vertreten. Dieser einzellige Parasit, auch als Porzellankrankheit bekannt, greift die Muskeln des Wirts an, welcher dadurch immer mehr in der Bewegung eingeschränkt wird. Die Porzellankrankheit wird durch Thelohania-Arten, besonders Thelohania contejani, aber auch Thelohania montirivilorum und Thelohania parastaci, verursacht.

Nicht jede milchige Verfärbung sollte man aus Panik, wie sehr oft angenommen wird, auf die Porzellankrankheit schieben. Denn die sogenannte Porzellankrankheit wird nur sehr selten nachgewiesen werden und tritt wenn dann bisher nur in geschlossenene Aquakultur Systemen und in der Aquaristik bei importierten Wildfängen auf. Es konnte bisher nicht nachgewiesen werden, dass diese Krankheit in einem bereits etablierten Garnelenstamm oder bei Nachzuchten auftrat.


Infektion


Eine weiße Verfärbung der Schwanzmuskulatur deudet auf eine Infektion mit Microsporidose hin, kann jedoch auch andere Ursachen haben.
Eine weiße Verfärbung der Schwanzmuskulatur deudet auf eine Infektion mit Microsporidose hin, kann jedoch auch andere Ursachen haben.

Infektionsquellen u. Übertragung sind bis jetzt noch weitge- hend unklar. Eine Übertragung des Er- regers nur über das Wasser ist jedoch ausgeschlossen. Mögliche Infektions- quellen sind das Auf- nehmen von Ausscheidung, also von Kot, der infektiöse Sporen enthät. Die Infektionsrate scheint aber auch vom pH-Wert des Wassers abhängig zu sein. Je niedriger der pH-Wert ist, desto höher ist das Risiko, mit Thelohania contejani infiziert zu werden. Es gib frühere vereinzelte Berichte von Züchtern, in denen infizierte importierte Garnelen aus freier Wildbahn zu einem etablierten Garnelenstamm gesetzt wurden, jedoch keine weiteren Infektionen mehr ausgebrochen sind. Weiter wurden Versuche gemacht, den Parasiten gezielt über Verfüttern  mit Thelohania infiziertem Gewebe bewusst auf gesunde Garnelen zu übertragen. Diese Versuche scheiterten.  Eine Übertragung durch Kannibalismus in der Aquaristik und geschlossenen Systemen kann also zu 99,9% ausgeschlossen werden.

Obwohl man hierfür noch keinen Grund gefunden hat, könnte es sein, daß die Mikrosporidiose-Erreger die Garnelen infizieren, eventuell komplizierte Lebenszyklen haben und zusätzlich zur Garnele noch einen Zwischenwirt für ihre Entwicklung und Ausbreitung  benötigen

um bei Crustaccen infektiös wirken zu können. Diese anderen Wirte könnten Fische oder an- dere Tiere  sein,  die eine  Garnele  mit  nichtin- fektiösen Stadium des Erregers als Nahrung aufnehmen, welcher sich dann dort zum infektiösen Stadium weiterentwickelt der später mit dem Kot ausgeschieden und erst nach diesem Zyklus für Garnelen gefährlich wird.


Inkubationsszeit


Der Zeitraum zwischen dem Eindringen des Krankheitserregers in den Körper und dem  Auf-

treten der ersten Symptome, das heißt dem Ausbruch der Krankheit, kann bis zu sechs Wo-

chen betragen. Oral aufgenommene infektiöse Sporen befinden sich im Darm des Wirts und gelangen aus dem Darm in das Muskelgewebe des Abdomens. Als Reaktion auf die Verdauungsenzyme des befallenen Tiers schleudert die Spore ein Polfilament aus, welches harpunenartig ausgeschossen werden kann und sich in der Darmschleimhaut verankert. Im späteren Verlauf der Infektion wird dann bewegliches Sporoplasma über das Polfilament freigesetzt, durchdringt die Darmschleimhaut und wandert durch das offene Blutkreislaufsystem zu den Muskelfasern des Abdomens, in dem dann die Weiterentwicklung stattfindet und die Symptome der Krankheit ausbrechen.

 

Symptome


Eine von Mikrosporidien Thelohania contejani infizierte, noch lebende Neocaridina denticulata. Gut zu erkennen sind die milchig-glasigen Stellen im Kopf- und Schwanzbereich.
Eine von Mikrosporidien Thelohania contejani infizierte, noch lebende Neocaridina denticulata. Gut zu erkennen sind die milchig-glasigen Stellen im Kopf- und Schwanzbereich.

Befallene Tiere zei- gen als erste Sympto- me Farbverlust,  wer- den vom Schwanz an milchig-weiß, was sich innerhalb kürze- ster Zeit über den ge- samten Körper aus- breitet. Die Musku- latur erscheint auf- grund der Sporen- bildung porzellanartig weiß. Der Erreger infiziert neben der Muskulatur auch das Herz, die Gonaden (Geschlechtsdrüsen) und Ovarien (Eierstöcke), sowie das Binde- und Nervengewebe. Er kommt zudem frei in der Hämolymphe (blutähnliche Flüssigkeit) vor. In der Muskulatur zerstört Thelohania contejani die Myofilamente (fadenförmige Proteine, die den Hauptbestandteil einer Muskelzelle darstellen), wodurch die Gliedmaßen steif und unbeweglich und in der Bewegung eingeschränkt werden. Später können sie nur noch ihre Schwimmbeinpaare bewegen. Nach ein paar Stunden bis maximal einem Tag liegen sie nur noch auf der Seite. Die Tiere versuchen noch zu schwimmen, kommen aber nicht mehr voran und wirbeln orientierungslos in Kreisbewegungen durch das Wasser, bis sie letztendlich fast bewegungslos am Boden verweilen. Zu diesem Zeitpunkt können sie nur noch ihre Maxillipeden (Mundwerkzeuge) bewegen und sterben.

 

Behandlung


Achtung: Ähnliche Symptome können auch bei bakteriellen Infektionen auftreten! Eine genaue Diagnose ist nur unter einem Mikroskop zu stellen. Handelt es sich um die Porzellankrankheit, so ist eine Behandlung im fortgeschrittenen Stadium kaum noch möglich. Tiere mit den beschriebenen Symptomen sollten sofort aus dem Aquarium entfernt und separiert werden. Als Behandlung wurden in früheren Versuchen Medizinflocken von Tetra verwendet, die damals unter anderem bei der Behandlung von Ichthyophthirius bei Zierfischen angewandt wurden und in denen Malachitgrünoxalat enthalten war. Dies war damals und wäre auch heute noch die effektivste Methode, um diese Krankheit einigermaßen in den Griff zu bekommen. Leider werden diese Flocken nicht mehr hergestellt, was die Krankheitsbehandlung erschwert. Man kann jedoch Malachitgrün auch in Flüssigform, welches in handelsüblichen Medikamenten wie in Exit enthalten ist, verwenden, darin Futterflocken einweichen und diese dann verfüttern.




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