Schädlinge und Plagegeister


Planarien

Planarien, die sich über eine frisch verstorbene Garnele hermachen. Foto: Michael Wolfinger
Planarien, die sich über eine frisch verstorbene Garnele hermachen. Foto: Michael Wolfinger

In der Entwicklungsgeschichte der Lebewesen stehen die Strudelwürmer deutlich höher als die Nesseltiere. Bei den Strudelwürmern (Turbel-laria) handelt es sich um eine Klasse der Plattwürmer (Plathelminthes) mit etwa 3000 Arten. Eine davon ist Dugesia gonocephala, der Dreieckskopf Strudelwurm. Sie sind Fleisch- fresser und kommen sowohl marin als auch im Süßwasser vor. Sie bevorzugen zwar kühlere Gewässer mit starker Bewegung, kommen aber auch häufig in tropischen Aquarien vor. Meist werden sie wie andere Plagegeister durch Zukauf neuer Pflanzen oder durch das Transportwasser neu erworbener Tiere oder Frostfutter in dem Eier enthalten sind in das Aquarium eingeschleppt. Deshalb gilt auch hier, Aquarienpflanzen vor dem Einsetzen zu wäs- sern. Planarien sind gut zu erkennen. Sie haben

Dugesia gonocephala ist eine Gattung der Strudel-würmer (umgangssprachlich oft auch nach der alten Gattung Planaria genannt).
Dugesia gonocephala ist eine Gattung der Strudel-würmer (umgangssprachlich oft auch nach der alten Gattung Planaria genannt).

eine glatte, schleimi- ge Haut- oberfläche und sind schnecke-nartig abgeplattet. Meist besitzen sie ein oder zwei Au- genpaare und haben einen dreieckigen oder pfeilspitzartigen Kopf. Wenn sie sich zusammenziehen, sind sie deutlich kürzer und rundlicher. Sie kriechen oder bewegen sich zusammenziehend und wieder ausstreckend. Tagsüber leben sie eher versteckt unter Wurzeln und im Kies und kommen erst bei Dämmerung aus ihren Verstecken.

Wenn man eine Planarie im Aquarium entdeckt, sollte diese schnellstmöglich mit der Hand komplett entfernt werden und man sollte auf die Menge der Futtergabe achten. So vermehren sie sich nicht extrem und man hält die Population in Grenzen. Bei einem Futter-überangebot vermehren sich die Würmer sehr schnell und sind bei einem Massenauftreten nur sehr schwer wieder in den Griff zu bekommen. Die Aquarieneinrichtung selbst lassen die Würmer in Ruhe, jedoch können Planarien in Massen frisch gehäuteten Garnelen und Kreb- sen gefährlich werden, ja sogar einen ganzen Bestand ausrotten.

 

Behandlung


Bei einer größeren Planarien-Invasion sollte man vor einer Medikamentenbehandlung die Plagegeister vorab erst mit einer Planarienfalle einfangen.
Bei einer größeren Plana-rien-Invasion sollte man vor einer Medikamentenbe-handlung die Plagegeister vorab erst mit einer Planarienfalle einfangen.

Planarien sind auf natürlichem Wege kaum zu bekämpfen. Das Mittel No-Plana- ria darf in Europa leider nicht mehr verkauft werden und wäre die effektifste Methode gewesen. Der Honiggurami, Trichogaster chuna (auch unter dem Synonym Colisa chuna bekannt), verzehrt Planarien recht gern als Nahrung. Er ist zur Vergesellschaftung mit nicht zu kleinen Garnelen geeignet. Solange es nur wenige Planarien sind, verursachen sie kaum Schäden. Treten sie in großer Anzahl auf, lassen sich mit Flubenol 5 %, Panacur oder No Planaria gute Bekämpfungserfolge erzielen. Bei einer größeren Planarien-Invasion sollte man allerdings vor einer Behandlung mit Medi- kamenten vorab erst mit einer Planarienfalle einfangen. Denn bei einer Behandlung mit Medi-kamenten besteht schnell die Gefahr das der 

Planarien Fangen mit der Planarienfalle.

Boden und das Wasser faulen, da alle Planarien auf einen Schlag sterben und so mit ihrer toten Biomasse, gerade in den kleinen Nano- Aquarien  den Boden verunreinigen. Es ist somit sinnvoll einen großen Teil der Planarien vorher mit besagter Planarienfalle auf natürliche Weise einzufangen.

Flubendazol 5%I


Verschreibungspflichtiges Medikament. Hierbei wird 5g Flubenol auf 100 Liter Wasser aufgelöst. Behandlungsdauer eine Woche. Das Medika-ment selber ist für Garnelen und Krebse nicht giftig, da aber die sterbenden Planarien jedoch ein Zellgift zum Schutz abgeben was in größeren Mengen den Garnelen oder Krebsen den Tod bringen kann, sollte vorher unbedingt über mehrere Tage so viele Planarien wie möglich abgesaugt werden. Je mehr Planarien vor der Medikamentenanwendung abgesaugt werden, desto geringer ist die Schädigung des vorhandenen Garnelenbestandes durch die Absonderung des Zellgiftes. Apfel- oder andere Schnecken sollten vor Anwendung mit Flubenol entfernt werden, da diese das Medikament nicht vertragen. Gut versteckte Planarien z. B. im Kies oder Eier tötet das Medikament nicht. Nach 2 Wochen die Behandlung wiederholen.

 

Panacur


Planaria von unten an der Aquarienscheibe. Deutlich ist der dreieckige Kopf und die 2 Augen zu erkennen. Foto: Dr. Jürgen Schmidt
Planaria von unten an der Aquarienscheibe. Deutlich ist der dreieckige Kopf und die 2 Augen zu erkennen. Foto: Dr. Jürgen Schmidt

Panacur ist ein Medikament dessen Hauptwirkstoff Fen- bendazol ist. Fenben- dazol ist ein verwand- ter Wirkstoff des Flubendazol. Beide gehören der Gruppe der sogenannten Benzimidazole an, sie sind sich also relativ ähnlich. Auch dieses Medikament ist verschreibungspflichtig. Panacur ist sowohl als Suspension als auch in Tablettenform erhältlich. Von der Suspension Lösung 10% wird 1-1,5 ml auf 100 Liter Aquarienwasser gegeben. Von den Tabletten 1/4 Tablette (von den 250mg Tabletten) auf 100 Liter Aquarienwasser. Am zweiten Tag sind bereits weniger Planarien vorhanden am fünften Tag meist keine mehr am Leben. Auch hier tote Planieren möglichst absaugen. Bei der Anwendung mit Panacur kann es in fischbesetzten Becken zu Problemen mit einigen Fischarten kommen. Daher Fische am besten entfernen.

 

So wirken beide Medikamente


Fenbendazol hat eine ovizide Wirkung (das heißt es wirkt  abtötend auf  Eier der Parasiten), da es die Ausbildung des Spindelapparats und den Stoffwechsel stört! Bei adulten Würmern verhindert Panacur den intrazellulären Transport von Nährstoffen, somit verhungern die Tiere, bzw. durch den gestörten Stoffwechsel sterben sie an Energiemangel. Je nach "Wurmart" dauert es bei Panacur 2-4 Tage bis zum Tod, bei Flubendazol etwas länger.


Folgende Methoden haben sich bei der Planarienbehandlung bisher als wenig bis garnicht effektiv herausgestellt:

  1. Absammeln: Hierbei wird der Bestand zwar reduziert, man wird aber nie alle Planarien erwischen und kann den Vorgang 1000 mal wiederhohlen.
  2. Sparsam Füttern: Verhindert zwar eine explosionsartige Vermehrung jedoch verhungern eher Ihre Garnelen oder Fische.
  3. Makropoden/Fadenfische als Feinde: Man sagt, dass diese Planarien fressen. Dies mag sein. Jedoch ist zu beachten, dass sie erst Hungern müssen, bevor sie die "ausgewachsenen" Parasiten als Futter annehmen.
  4. Hitze: Planarien sterben zwar bei hohen Wassertemperaturen in einem eingerichteten und besetzten Aquarium ist diese Methode jedoch nicht durchführbar.
  5. Salz: Aufsalzen des Aquariumwassers bringt keinen Erfolg, die Tiere sterben nur wenn Sie mit den Salzkörnern in direkten Kontakt kommen.
  6. Strom: Richtig gelesen, taucht immer wieder im Internet auf und soll sich als effektiv erweisen. Strom sucht sich den „kürzesten“ Weg, bei zwei Drähten, die sie ins Wasser halten. Wie oft zu lesen ist, könnten Sie nur die Tiere, die zwischen den Drähten durchschwimmen damit „beeindrucken“.
  7. Essig ins Aquariumwasser: Auch diese Methode wird auf diversen Seiten als erfolgreich angepriesen. Allerdings dezimieren sie hier nicht nur die Planarien im Aquarium! Wer also auf Wasserpflanzen Salat hunger hat...
  8. Knoblauch: Von anderen Aquarianern wird eine Behandlung mit Knoblauch empfohlen. Außer einer stinkenden Wohnung und einer großen Sauerei mit viel Aufwand hilft auch das so gut wie wenig.
  9. Kupfer: Von Anwedung mit kupferhaltigen Medikamenten wie z.B Odinol von JBL sollte man die Finger lassen. Erstens zeigen sich Planarien erst bei 6-facher angegebener Herstellerdosis davon beindruckt und Zweitens sind dann nicht nur die Planarien tod sondern auch alles andere im Aquarium.